Lange haben verlässliche Zahlen gefehlt, um einzuschätzen, wie sich die Zahlen von Misshandlungsfällen und Gewalterfahrungen bei Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie entwickelt haben. Nun hat das Statistische Bundesamt (Destatis) hierzu die neuesten Zahlen veröffentlicht.
Diese zeigen, dass bei fast 60 600 Kindern und Jugendlichen im vergangenen Jahr eine Kindeswohlgefährdung von den Jugendämtern festgestellt wurde. Das entspricht einem Anstieg von neun Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 und ist damit der höchste Stand seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 2012. Unter den Fällen kam es am häufigsten zu Vernachlässigungen (bei 58 % der Fälle), gefolgt von psychischen Misshandlungen (34 %), sowie körperliche Misshandlungen bei 26 % und sexuelle Gewalt bei 5 % der Fälle.
Die Zahlen machen auch deutlich, welch wichtige Rolle geöffnete Schulen und Kitas in der Pandemie spielen. Denn im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren haben Verdachtsmeldungen von Schulen abgenommen (um 12 % im Vergleich zu 2019).
Da Vernachlässigung, körperliche Misshandlung und sexuelle Gewalt zeitversetzt häufig behandlungswürdige psychische Erkrankungen nach sich ziehen, ist damit zu rechnen, dass der Bedarf an qualifizierten Therapieplätzen nach der Pandemie weiter steigen wird.
Die gesamte Pressemeldung des Statistischen Bundesamtes ist hier zu finden: Link zur Pressemeldung. Auch die Süddeutsche Zeitung berichtetet: Link zum Artikel.
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